Sonntag, den 05. September 2010 um 20:10 Uhr

Weltmeisterschaft 2010, WSV Hoorn, Ijsselmeer, 20. - 27.08.2010

Frank Weigelt / Christian Rusitschka zum zweiten Mal nach 2008 Weltmeister!

Als wir am Samstagnachmittag auf dem Gelände des WSV Hoorn ankamen, konnten wir schon erahnen, was uns die folgende Woche erwarten würde. Ein Blick auf das Ijsselmeer offenbarte Schaumkronen und eine ordentlich kurze Welle und die Wetterlage prognostizierte ansteigende Windgeschwindigkeiten.  Dass auch Regen vorhergesagt war spielte dann nur noch eine nebensächliche Rolle. Wir konnten uns also auf eine Segelwoche im Trockenanzug einstellen.

Also hieß es Boot aufbauen, Segel vermessen und einkranen. Bei der Vermessung lief alles gut durchorganisiert und reibungslos, die Boote reihten sich an der Steganlage der Marina entlang. Bemerkenswert ist noch die Stilsicherheit des Hafenmeisters, der vor dem Kranvorgang nochmals seine Krawatte zurecht rückte.

Für Sonntag war das Practice Race angesetzt. Hier konnten wir uns dann von den vorherrschenden Bedingungen überzeugen. Es hatte gute 4 Windstärken, in Böen etwas darüber. Der Kurs – ein Dreieck mit einer Schleife – war relativ lange gesteckt, ermöglichte aber wieder einmal spektakuläre Raumschotgänge, um in den Genuss des Geschwindigkeitspotenzials der Tempest zu kommen.

Am ersten Wettkampftag nahmen die Windgeschwindigkeiten gehörig zu. Beim Auslaufen wehte es schon sehr heftig, die Entscheidung sollte zu Gunsten nicht allzu kostbarer Segelgarderobe und evtl. den kleineren Spi ausfallen. Unmittelbar vor Beginn des Startprozedere entschied die Wettfahrtleitung jedoch, alle Teilnehmer wieder in den Hafen zu beordern und alle Läufe für diesen Tag zu canceln. Der Grund hierfür wurde uns bei einem heißen Ritt zurück in Richtung Hafenmole klar und wie wir anschließend erfuhren, wurden irgendwo da draußen 42 Knoten Wind gemessen – das entspricht Windstärke 9!
So blieb noch viel Zeit, um das schöne Städtchen Hoorn zu erkunden. Hoorn - ein uriges Fischerdorf mit vielen Grachten, windschiefen Häuschen und gemütlichen Kneipen - ist durchaus auch eine Reise mit der Familie wert.

Dienstags hatte es dann noch immer geschätzte 6 Windstärken, in Böen 7. Nicht alle Crews und auch teilweise das Material schienen diesen Anforderungen gewachsen, was dazu führte, dass nur 19 Boote  das Ziel erreichten. Einige segelten erst gar nicht zur Regattabahn, andere brachen die Wettfahrt ab. An diesem Tag wurde den Seglern alles abverlangt, die 1. Wettfahrt gewann Philippe Boite vor Frank Weigelt/Christian Rusitschka.  Abgesehen von einigen unfreiwilligen Schwimmeinlagen zerfetzte es eine Reihe von Segeln, selbst Blöcke und Beschläge hielten den Belastungen nicht stand. Am Nachmittag wurde dann viel gebastelt und die Segelmacher der Region erfreuten sich an der Umsatzsteigerung.

Am Mittwoch schienen die Windbedingungen ein Erbarmen mit uns Seglern zu haben: der Wind flaute auf 4 (in Böen 5) Windstärken ab.  Dafür regnete es aber einmal sehr ergiebig und zwar den ganzen Tag. Dennoch konnten 3 Wettfahrten gesegelt werden, womit die Wertung der Meisterschaft in trockenen Tüchern war. Wie schon beim Practice Race und in der Starkwindwettfahrt hat die Wettfahrtleitung Kurs A (Dreieck/Schleife) gesteckt. Mit 2 ersten Plätzen belegten Franky und Rusi  nun den ersten Gesamtrang vor Philippe Boite und dem ganz stark auftrumpfenden Teddy Baehr mit Vorschoter Andreas Greif. Am Abend gab es dann zur Abrundung eines geglückten Segeltags im Clubhaus das legendäre WM-Dinner, gefolgt von einer durch den Wettfahrtleiter durchgeführten Siegerehrung unter dem Motto „Pleiten, Pech & Pannen“. Pechvögel gab es bis zu diesem Zeitpunkt ja schon einige.

Der Donnerstag war wohl der Tag mit den konstantesten Windbedingungen - begleitet von Regen. Bei  4 Windstärken und obligatorischer Welle konnten die Wettfahrten 5 und 6 gesegelt werden. An der Spitze ging es wieder ganz eng zu, jeweils einen ersten Platz ersegelten sich Boite und Weigelt/Rusitschka. Teddy Baehr sicherte Gesamtrang 3.

Für den letzten Tag waren dann nochmals 2 Wettfahrten vorgesehen. Es sollte für Spannung gesorgt sein, da der Titel des Weltmeisters noch lange nicht vergeben war. Die Windbedingungen waren jedoch wieder wechselhafter und reichten von 3 bis 6 Beaufort. Die 7. Wettfahrt gewann erneut Boite, die 8. und letzte Wettfahrt ging an Franky und Rusi. Damit wurde der Weltmeister erst im letzten Rennen ermittelt, bei Punktgleichheit ging der Titel an die Crew Weigelt/Rusitschka vor Boite/Viateur. Knapper hätte es nicht sein können. Erwähnt werden muss an dieser Stelle der hervorragende 3. Gesamtrang von Teddy Baehr und Andreas Greif. Trotz einer von Teddy bereits vor der ersten Wettfahrt am Freitag aufgrund einer besonderen Begegnung mit dem Großbaum erlittenen Platzwunde am Kopf segelten beide die WM souverän zu Ende. Teddy wurde nach dem Auskranen dann medizinisch versorgt (die Wunde musste im Krankenhaus mit mehreren Stichen  genäht werden), war aber wieder rechtzeitig für die Siegerfotos zurück .

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die WM 2010 eine Menge zu bieten hatte und als gelungene Veranstaltung bezeichnet werden kann. Die Location war schön, das Segeln sehr anspruchsvoll, die Wettfahrtleitung hat einen guten Job gemacht und aus deutscher Sicht gibt es einen würdigen Weltmeister!

Bericht: Ralf Höhler, GER1102

Ergebnis